
Das nordische Modell gilt bei vielen als gelungenes Modell des Interessenausgleiches zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Was ist nun das nordische Modell und gibt es einen Unterschied zum norwegischen Modell und offen bleibt auch noch die Frage, was nun ein Frontfag ist.

Auch der 1. Mai wird in Norwegen entsprechend gefeiert
Das nordische Modell passiert auf der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaftsbewegung und Staat. Dabei nimmt der Staat die Rolle des Mediators ein und im besten Fall, ähnlich dem österreichischen Sozialpartnerschaftssystem, kommt ihm nur die Rolle eines Beobachters zu. Als wesentliches Merkmal und auch der große Unterschied zu Österreich, basiert dieses Modell auf Vertrauen. Das heißt, es gibt keine gesetzlichen Kammern bzw. sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen sehr schwach definiert. Dies zeigt sich schon in der Landschaft der Interessenvertretung. Arbeitnehmer werden nur durch ihre Gewerkschaften vertreten, und davon gibt es eine Menge in Norwegen. Rund 60 Gewerkschaften in 4 Dachverbänden verhandeln mit der Arbeitnehmerseite die Tarifübereinkünfte.

Sitzungssaal des Vorstandes des größten gewerkschaftlichen Dachverbandes LO
Die Antwort, was nun das norwegische Modell vom nordischen Modell unterscheidet, findet man etwas südlicher- nämlich in den Niederlanden. Ähnlich wie in Norwegen fanden auch die Holländer vor ihrer Küste Gasvorkommen. Dieser Öl- bzw. Gasboom wirkte sich negativ auf die niederländische Wirtschaft aus (siehe Holländische Krankheit), da diese Gelder unmittelbar in die Wirtschaft investiert wurden und es so zu einer hohen Preissteigerung kam, wodurch die klassische Industrie deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verlor.
Um nicht in diese Spirale zu gelangen, entwickelte Norwegen zwei Ansätze, um seine Wirtschaft nicht zu überhitzen. Die Einnahmen aus dem Rohstoffhandel fließen zu rund 97% in den staatlichen Pensionsfonds (Statens pensjonsfond Norg) und die zweite Maßnahme war, dass die Lohnentwicklung im Lande die exportierende Industrie vorgeben sollte. Die Idee dahinter ist, dass somit der wertschöpfende Teil der norwegischen Wirtschaft nicht der holländischen Krankheit zum Opfer fällt und wettbewerbsfähig bleibt. Dieses Modell wird als Frontfag bezeichnet und bedeutet, dass sich die Vertreter der Industrie gemeinsamen mit Vertretern der Gewerkschaft, unter Mediation der Regierung auf einen Prozentsatz der Lohnentwicklung einigen. Für dieses Jahr wurden 5,2% präsentiert. Dies gilt zwar nur als Basis, aber in der Regel sind die Abschlüsse der anderen Branchen sehr nahe an diesem Wert dran. Natürlich gibt es auch Kritik, gerade im öffentlichen Sektor wird stark argumentiert, dass dies zu einer Verzerrung im Lohnniveau führe. Trotzdem halten alle politischen Parteien an diesem System fest und bekräftigen regelmäßig ihre Unterstützung.

Das norwegische Parlament
Das nordische Modell hat eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft und erfreut sich eines breiten Konsenses innerhalb aller politischen Parteien. Die Gewerkschaftsmitgliedschaft liegt bei rund 50% und ist relativ konstant. Der große gefühlsmäßige Unterschied zu Österreich, liegt im dem Wort Vertrauen. Trotz vieler gesellschaftlichen Probleme hat man das Gefühl, dass alle Seiten an konstruktiven Lösungen interessiert sind und ihr System der Sozialpartnerschaft tief verankert ist.