In den letzten Wochen habe ich viele Gespräche über gewerkschaftliche Bildung führen können, um herauszufinden, wie die IG Metall ihre Bildungsarbeit so anlegt und welche Ziele sie dabei verfolgt.
„Krass, wie verschieden das ist…“
…. war die normale Reaktion, wenn ich von gewerkschaftlicher Bildungsarbeit in Österreich erzählt habe. Ich hab glaub ich schon erwähnt, dass alles hier imposant und ein vielfaches größer als in Österreich. Das liegt einerseits an der IG Metall selbst – immerhin stellt sie mit 2,17 Mio Mitgliedern die größte Gewerkschaft der freien Welt. Ausserdem ermöglicht die gesetzliche Lage in Deutschland gewerkschaftliche Bildungsarbeit (es gibt in den meisten Deutschen Bundesländern zwischen 3 und 5 Tagen Bildungsfreistellung) für jede Arbeitnehmerin. Die Ausbildung von Betriebsräten ist zeitlich unlimitiert und muss vom Arbeitgeber bezahlt werden.

Wir müssen ja wissen, woher wir kommen, um zu wissen, wohin wir wollen….
…hat mir hier mehrmals jemand gesagt. Die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung finden sich ja in den Arbeiterbildungsvereinen, und dessen ist die IG Metall sich bewusst, ich würd sogar soweit gehen, dass sie IG Metall IG Metall gewerkschaftliche Bildungsarbeit als wichtigen Bestandteil ihrers Wertekanons sieht. Nicht nur die Bildung der Betriebsräte, sondern auch Mitgliederbildung- und Betreuung spielen eine große Rolle in der Bildungsarbeit.

Wissen ist Macht…
sagte schon Wilhelm Liebknecht und hier is es Realität. Seminare dauern im Schnitt eine Woche, in Ausnahmefällen sogar zwei, betriebsrätliche Bildung ist modular aufgebaut, nach den Grundkursen werden die Kolleginnen in Schwerpunktreihen auf gewisse Themen spezialisiert. Das Handeln, Machen und Selbsterarbeiten stellt in den Seminaren einen Schwerpunkt dar.

„Ohne Austausch geht hier nichts…“
… immerhin müssen die Kolleginnen ja wissen, dass sie nicht allein sind, hab ich gehört. Die Bildungszentren verfolgen einen sehr ganzheitlichen Zugang, das beginnt bei Hotelbetrieb und endet bei Kegelbahnen, Wellnessbereich und gemeinsamen Fußballschauen. Ein Aufenthalt hier soll Spaß machen, Kolleginnen die Möglichkeit zur Vernetzung und Austausch geben und Lust auf mehr (Wissen) machen.

„Jo, es is schon groß hier…“
war die Antwort, auf mein etwas verdutzes Gesicht hach der Hausführung an Tag 1. In Sprockhövel sind 45 Menschen beschäftigt, davon sind allein 20 ReferentInnen und 4 BildungsassistentInnen, die ausschließlich für die Bildungsarbeit zuständig sind. Für das weitere Veranstaltungsmanagment stehen etwa 8 Personen zur Verfügung.
Im Jahr werden tausende Betriebsräte, Vertrauenspersonen und andere Interessierte Mitglieder in Themen wie Gewerkschaftsgeschichte, Politik, Volkswirtschaft, Rechtsthemen oder social Skills weitergebildet. Darüber hinaus gibt es noch ein großes Online Angebot.

„… das kommt aus Frankfurt…“
Bildung ist hier sozusagen Chef- bzw. Mitgliedersache. Die Schwerpunkte des Bildungsprogramms werden von den einzelnen Häusern erstellt, vom Vorstand in Frankfurt dann „abgesegnet“ bzw. werden von dort aus auch Schwerpunkte vorgegeben.
