In Irland haben die Gewerkschaften kein Anrecht darauf, von Arbeitgebern als Verhandlungspartner akzeptiert zu werden. Somit steht es Arbeitnehmer:innen
natürlich frei, einer Gewerkschaft beizutreten, aber sie können nicht darauf bestehen, dass ihr Arbeitgeber mit dieser Gewerkschaft über ihren Lohn und ihre Arbeitsbedingungen
verhandelt.
Kollektivverträge werden häufig auf Betriebsebene ausverhandelt, das geht jedoch auch nur wenn der Arbeitgeber eben die Gewerkschaft akzeptiert. Oft gelten diese Vereinbarungen dann auch nur für Gewerkschaftsmitglieder.
Das Joint Labour Commitee
Wir durften heute mit den SIPTU-Sekretär:innen Ed Kenny, Rachel Keane und Claire O’Connor und 3 Shop Stewards bei einem Joint Labour Committee (JLC) teilnehmen.
JLCs sind paritätische Verhandlungsgremien, die sich in bestimmten Sektoren, wo es kaum oder gar keine Lohnverhandlungen gibt und wo eine erhebliche Anzahl prekärer Arbeitnehmer:innen beschäftigt sind, auf Mindestlöhne einigen.
JLCs werden vom Arbeitsgericht auf Antrag von entweder
– dem Minister für Unternehmen, Handel und Beschäftigung
– einer Gewerkschaft
– oder jeder Organisation, die die beteiligten Arbeitnehmer oder Arbeitgeber vertritt
eingesetzt. Die Arbeitgeber sind aber nicht verpflichtet daran teilzunehmen.
Sie sind besonders in Bereichen wie dem Einzelhandel, der Gastronomie und dem Hotelgewerbe wichtig. Momentan sind aber nur im Reinigungsgewerbe und bei den Sicherheitsdiensten bedeutende JLC tätig.
Heute ging es darum, dass die hohe Inflation und die damit verbundene Kostensteigerung des alltäglichen Lebens bei den letzten Verhandlungen der Reinigungsdienstleister noch nicht abgebildet waren und deshalb eine Verbesserung seitens der Gewerkschaft angestrebt wird. Leicht wird das jedoch nicht, da sich die irische Regierung das Ziel der EU auf eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns bis 2026 auf die Fahnen geheftet hat und damit die Verhandlungsposition der SIPTU schwächt. SIPTU will die Reinigungskräfte nicht als Mindestlohnbranche und Niedriglohnsektor sehen sondern sich für höhere Löhne für die Beschäftigten einsetzt.
Auf jeden Fall sehr interessant, bei diesen Verhandlungen live dabei gewesen zu sein und den Kolleg:innen bei der Arbeit über die Schultern schauen zu dürfen.